Am 5. Oktober um 20.00, eröffneten wir die Skulpturenausstellung der Teilnehmer der „Kunst im Stadtbild“-Aktion. Parallel zu den großen Skulpturen in der Innenstadt, zeigten die Künstler Hiromi Akiyama, Fero Freymark, Armin Göhringer, Peter Jacobi, Susi Rosenberg, Dirk Schlichting und Willi Weiner kleinere Objekte und Zeichnungen in der Galerie Brötzinger Art. Es war eine gute Gelegenheit, die Künstler näher kennen zu lernen, andere Arbeiten von ihnen zu sehen oder in ihren Katalogen zu stöbern.
In der langen Museumsnacht am 20. Oktober bereicherten Führungen und Künstlergespräche den Abend. Bei frisch zubereiteter Paella, Sangria und Livemusik mit Alexander Mörck (Saxophon) und Jürgen Braun (Gitarre) wurde es wieder eine stimmungsvolle, lange Nacht




Prof. Hiromi Akiyama
Östliche, nähe Technisches Rathaus: Shadow-Dimension No.9, 1995, Cortenstahl

Kurzvita: geb.1937 in Hiroshima | 4 Jahre Art Universität Tokio und 3 Jahre École National des Beaux Arts Paris | Preise: Nika Preis Tokyo, Künstlerbund Baden-Württemberg, Deutscher Künstlerbund | seit 1981 Professur für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe | zahlreiche Symposien, Ausstellungen und Arbeiten im öffentlichen Raum

Shadow Dimension ist eine Serie beidseitig geöffneter Gehäuse, annähernd quadratisch oder rechteckig, deren Öffnungen gegeneinander verdreht sind. Das Gleichgewicht entsteht durch die diagonale Faltung der Wandungen und nicht durch „Ausbeulung“. Es ist eine technisch, konstruktive und absolut präzise ausgearbeitete Plastik. Obwohl sie so groß ist, dass man problemlos hindurch gehen könnte, hält uns meistens die ungewöhnliche Schräglage und die Diagonalfaltung ab. Die Geometrie dieses Objekts ist uns nicht vertraut und gilt entdeckt zu werden. (Quelle: Heilbronner Museumskatalog Nr.68, Text: Peter Anselm Riedl). An diesem Standort gewährt sie uns einen freien Blick in die Fußgängerzone und ist als Entrée zu verstehen.



Fero Freymark
Stadtkirche: „Eingespannt“, 2000, Cortenstahl

Kurzvita: geb. 1939 | Architekturstudium Uni München, Freier Architekt, Maler und Bildhauer | seit 1997 Dozent FH Heidelberg | Symposien „Der Weg“ Vaihingen und „Tuchfühlung 2“ in Langenberg | Lebt in Flacht und Gordes (F)

Freymark stellt den Menschen im Spannungsfeld mit sich, seinen Lasten, Bedrängnissen dar; wie er Räume durchschreitet, enger werdende sich aufweitende Achsen, wie er sich gegen ihn bedrückendes stellt, es bewältigt, sich eingeengt fühlt, wie er sich seitlich Auswege, aber auch hilfreiche Eindrücke schafft. Daher erkennt man den Umriss auch nur von der Seite in vollem Umfang, hier fällt Licht auf den Menschen. Die begrenzenden Wände, die Bedrohung beim Zusammenstürzen, aber auch Schutz bedeuten, decken den Menschen in Teilen ab. (Quelle Tuchfühlung 2, Text: Herbert Griesmann)



Armin Göhringer
Wiese Nähe Goldschmiedesteg: „Kreuzschichtung“, 1997, Eiche

Kurzvita: geb. 1954 | Hochschule für Gestaltung Offenbach a.M. | Preise: Rotary-Club Offenbach, Mosbach Stiftung Offenbach, „Zeitgenössische Kunst in der Ortenau“ | Stipendium: Freiburg und Sigmaringen | lebt in Zell a.H. Schwarzwald.

Die so genannten Kreuzschichtungen (senkrechte und waagerechte Einschnitte) prägen eine Vielzahl Göhringers Arbeiten. Mit der Kettensäge bekommt der kompakte Holzkörper Eigenschaften, wie Durchlässigkeit, Leichtigkeit und Beweglichkeit bis an die Grenzen der Machbarkeit. Mit einem aktiven Betrachten (von allen Seiten) schafft er Augenblicke mit Lichtöffnungen und Kompaktheit, mit den positiven und negativen Formen schafft er eine Wechselwirkung zwischen Dynamik und Stille. Er benutzt die Kettensäge wie ein Zeichner den Stift. Es entstehen innere Formen und Leerräume, die die Wirkung von Räumlichkeiten, Linearität, Licht und Schatten dynamisch steigern. Das gleichmäßige Schwarz gibt der Arbeit die statische Ruhe, die Sägespuren werden reduziert, die Sägeschnitte in ihrer Ausrichtung betont und der Kontrast zum durchscheinenden Licht verstärkt. (Quelle: Katalog Zwischentöne, Texte von Sabine Heilig)



Prof. Peter Jacobi
Blumenhof: „Modulare Säule“, 1998/01, Bronze

Kurzvita: geb 1935 in Rumänien | 1954-61 Akademie de Arta Bukarest | 1971-2000 Professur an der Fachhochschule Pforzheim | zahlreiche Preise, Gastvorlesungen und Symposien in Europa, USA, Kanada, Australien und China | lebt in Wurmberg

Eine der Thesen der Konstruktiven/Konkreten Kunst des 20.Jahrhundert ist: „Die reine Schönheit der geometrischen Form auszudrücken.“ Seit alters her ist die freistehende Säule ein Symbol der Verbindung zwischen Himmel und Erde. Für diese und auch andere Säulen hat Jacobi ein aus identischen Modulen bestehendes System entwickelt. Die genau berechneten und präzise, ausgearbeiteten Module, wiederum bestehend aus gleichen Segmenten, werden vertikal aufeinander gesetzt und so gedreht, dass ihre Gleichheit verschwindet. So entstehen kleine Bewegungen und Sprünge. Alle 90° erscheint ein signifikant anderes Profil der Säule.Je nach Standort sieht die Säule unterschiedlich schmal und breit aus, mal steht sie ganz stabil und fest mit der Erde verankert und mal wirkt sie leicht und emporstrebend. Hochgestreckte Arme dienten als Ausgangsstudien für diese Arbeit.



Susi Rosenberg
Skulptur zwischen den Rathäusern: Gespannt II, 1998/99, Eisenguss, Unikat

Kurzvita: 1985-88 Studium FHG Pforzheim | 1988-94 Studium, Kunstakademie Nürnberg | 1994-95 Lehrauftrag, Akademie Nürnberg | 1997 Stipendium, Villa Waldberta, Feldafing | 1998 Stipendium, E. Schloßberg Stiftung | 1999 Lehrauftrag Univercity of Oregon, U.S.A. Stipendium DAAD | seit 1992 zahlreiche Ausstellungen im In - und Ausland | Arbeiten in öffentliche und privaten Sammlungen

Die Skulptur ist von einer Entstehungsdynamik geprägt. Wie in Zeitlupe oder Filmstills werden kleine Bewegungsabschnitte sichtbar und begreifbar. Der Übergang von Ruhe und Bewegung, das Erspüren von den Prinzipien der Energie im Zeit-Raum-Gefüge sind ein wesentliches Anliegen der Künstlerin. Die Dehnung von Fragmenten, Reihungen, Wiederholungen und Segmentierungen sind typische Merkmale für Susi Rosenbergs Arbeiten.



Dirk Schlichting
Leopoldplatz: „Kirche“, 1999, Holz/Kunststoff

Kurzvita: geb. 1965 | 1988-95 Kunstakademie Münster | 1992 Meisterschüler | Förderpreise Everswinkel und Landesverband Westfalen-Lippe | lebt in Herne

Dirk Schlichting benutzt alltägliche und allseits bekannte Dinge und Bilder, die auf den zweiten Blick dann gar nicht mehr so vertraut sind. Er legt es auf die Irritation an, weil man erst mal die vertraute Sache vor sich hat (und sich freut, weil man das kennt) und dann feststellt, dass die Sache doch nicht so eindeutig ist. So ist das bei der Kirche und seiner Umgebung dieses merkwürdige Zwischending von Skulptur, Gebäude und Spielzeug, und der Verunsicherung des Betrachters, der nach der klaren Einordnung des Gegenstandes, nach der eigentlichen Funktion fragt und dabei verschiedene Sichtweisen ausprobieren muss.



Willi Weiner
Wiese vor Stadtbücherei: „Amphoren ins Gespräch vertieft“, 1999, Cortenstahl, 150kg

Kurzvita: geb.1954 | FHS für Gestaltung Augsburg | Kunstförderpreis Augsburg, Villa Romana-Preis Florenz | Stipendium Kunstfonds Bonn, Karl Schmidt-Rottluff-Stipendium | Stipendium Cité Int. des Arts Paries und Artist in Residence Saitima, Japan | lebt in Stuttgart

Mehrjährige Aufenthalte in Italien haben Weiners Interesse an mythologischen Themen und damit auch an der künstlerischen Formensprache der Antike geweckt. So sind Säulen und amphorenartige Gefäße häufig in seinen Eisenplastiken zu finden. Aus 1mm dickem Cortenstahl hat er diese Hohlkörper getrieben und verschweißt. Die drei Gefäße sind so ins Gespräch vertieft, dass sie sich durchdringen bzw. verschmelzen. Dies geschieht auf eine künstlerische, raffinierte, exzentrische Art.

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